faceblock

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faceblock – So schnell stirbt man den digitalen Tod. Da wollte ich fröhlich meinen nächsten Post auf meiner Facebook Seite platzieren und da teilt mir der Anbieter überraschend mit, dass mein Künstlername nicht den geltenden AGB von Facebook entspräche. Es herrsche Klarnamenzwang. Und mein Konto und alle meine Kontakte seien jetzt einfach gesperrt.

faceblock – Da habe ich gestaunt. Klar darf Facebook in einer freien Marktwirtschaft seine Regeln so festlegen, wie es mag. Aber es wäre ein feiner Zug gewesen, mich als Kunden vorher über die geplante Sperrung zu informieren. Zumindest hätte ich meine Freunde über meinen elektronischen Abgang informieren können. So fiel ich ganz unvorbereitet zwei Monate ins Social Media Koma. Erst als das Hamburger Pass-Amt meinen Künstlernamen in meinen Reisepass eingetragen hatte und ich diesen dann beim freundlichen Online-Amerikaner vorlegte, wurde meine Seite wieder freigeschaltet. Die Zeit ohne Facebook war rückwirkend betrachtet eigentlich ganz fein. Ich habe mich mit Menschen verabredet und mit Ihnen in Wirklichkeit gesprochen. Einige hatten sich über die Jahre sehr verändert und ich habe sie kaum wiedererkannt. Die Pofil-Fotos sehen meist anders aus. Naja. Jetzt bin ich wieder online und wir sehen uns nur noch digital. Irgendwie einfacher.

faceblock in der Praxis

Beruhigend zu lesen, dass Rechtswissenschaftler, Politiker und Journalisten ebenfalls gegen die faceblock Praxis protestieren. Im Spiegel, in der Sueddeutschen und in der Zeit wird das Thema fleissig diskutiert. Zumindest ist twitter da schon einen Schritt weiter und in der Neuzeit angekommen. Dort darf ich bleiben, wer ich bin. Ohne faceblock.

Alle schreien nach Zensur

In der aktuellen Diskussion um rechtsradikale Hetzer ist Volkes Wunsch nach zensorischem Einschreiten von Facebook verständlich. Mich irritiert es allerdings, wenn mir Freunde stolz berichten, wen Sie schon wieder alles bei Facebook als rechtes Pack gemeldet und denunziert haben. Leute, die solch einen Schmutz posten könnte man doch einfach als Freunde löschen oder ihnen persönlich mitteilen, was einem an Ihrer Meinungsäusserung stört. Man sollte sich selbstkritisch fragen, warum man mit diesen Personen  – zumindest digital – befreundet ist.  Aber lieber ruft der brave Bürger nach der Obrigkeit, in diesem Falle Facebook und fordert harte Zensur und faceblock. Damit geben wir einer privaten Firma die Macht darüber zu entscheiden, was als Meinungsäusserung erlaubt und was nicht erlaubt ist. Diesen Auftrag nimmt Facebook sehr ernst und sperrt inzwischen auch linke Kommentare oder alles, was irgendwie politisch nicht korrekt sein könnte. Wo bleibt da unsere grundgesetzlich vereinbarte Übereinkunft nach Meinungsfreiheit, wie sie in Artikel 5 Abs 1 unseres Grundgesetzes steht:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten… Eine Zensur findet nicht statt.“

Jede Freiheit hat ihre Grenzen. Bei der Meinungsäußerung ist dies die persönliche Ehre und der Jugendschutz. Daran muss sich in einem Rechtsstaat jeder halten. Aber politisch haben wir uns dazu bekannt, dass wir unsere Meinung frei äußern dürfen, soweit wir uns in den rechtlichen Grenzen bewegen. Und das gilt auch auf Facebook. Dachte ich jedenfalls.

„Wir tauschten Freiheit gegen Sicherheit. Wussten wir bescheid?“ singe ich dazu in meinem Lied „Keine Geheimnisse mehr.“